Nur wer die Vergangenheit kennt,
kann die Gegenwart verstehen
und die Zukunft gestalten.
(August Bebel, Sozialdemokrat, 1840-1913)
Liebe Leser, Sportbegeisterte und Geschichtsinteressierte,
herzlich Willkommen auf unserer Jubiläumsausgabe für „175 Jahre TSV 1847 Weilheim e.V.“
1847 – damit zählt der TSV Weilheim zu einem der ältesten Vereine in Weilheim in Oberbayern, mehr noch ist er – nach TSV 1846 Nürnberg – damit auch der zweitälteste Turn- und Sportverein Bayerns.
Genau genommen erfolgte die Gründung sogar am 26. Dezember 1846 bei einem geselligen Umtrunk in der „blauen Traube“ – aber wer lässt an Weihnachten schon einen Verein eintragen? Somit ist unser Gründungsjahr 1847.
Unseren Vorfahren sei es gedankt, dass unser Archiv reich gefüllt ist mit Bildern, Berichten und Erinnerungen an längst vergangene Tage. Fasziniert liest man nach, was vor 100 Jahren passierte, ist beeindruckt von sportlichen Leistungen, wie sie vielfältiger nicht sein könnten und lässt sich bezaubern von Bildern, die die Vergangenheit wieder lebendig werden lassen.
Es ist nicht möglich, alles auf dieser Jubiläums Homepage darzustellen – deshalb haben wir die wesentliche Ereignisse des TSV Weilheim jeweils in kleinen Abschnitten jahresweise dargestellt und verweisen per Link auf das vollständige Archiv auf unserer Homepage (https://www.tsv-weilheim.com/archiv)
Eine grafiksch ansprechende Zeitleiste (Link) zeigt wichtiger weltgeschichtlicher Ereignisse und Ereignisse unserer Vereinsgeschichte.
Verfolgen Sie mit, wie sich der traditionsbewusste Turnverein zu einem modernen Sportbetrieb gewandelt hat. Erinnern Sie sich mit uns gemeinsam an erfolgreiche Sportler und Persönlichkeiten, die das Gesicht des Vereins maßgeblich gestalteten.
Unsere Jubiläumsausgabe 175-Jahre TSV Weilheim können Sie jederzeit hier herunterladen.
In diesem Sinne: Kommen Sie mit auf unsere kleine Zeitreise in die Vergangenheit und lassen Sie sich begeistern.
Dieter Pausch, 1. Vorsitzender
Nationalversammlung Frankfurt 1.Verfassung
1847 wurde unter der Leitung von Jakob Steigenberger der „Turnverein Weilheim“ gegründet. Seither wird ein regelmäßiger Trainingsbetrieb aufrechterhalten.
Damit ist der TSV Weilheim der zweitältestes Sportverein in Bayern. Das Archiv des traditionsbewussten Vereins beherbergt auch eine der ältesten Vereinsfahnen aus dem Jahr 1849. Begründet durch diese lange Vereinsgeschichte übernahm der TSV Weilheim auch die Patenschaft für neun weitere Sportvereine, das bekanntestes Patenkind ist 1860 München.
1913 kam Fußball als zweite eigenständige Sparte hinzu, nach dem Krieg Faustball, Handball und Tischtennis.
Der Turnverein wurde umbenannt in den „Turn- und Sportverein 1847 Weilheim e.V.“ Heute ist der TSV Weilheim mit knapp 4000 Mitgliedern nicht nur der größte Verein Weilheims, sondern er zählt auch zu den größten Sportvereinen in Bayern.
Politische Rolle der Turnvereine
Da nicht überall in Bayern ein so starkes Traditionsbewußtsein Forderungen nach Reform der Monarchie verhinderte, ging die bayerische Regierung nach Revolutionsende entschlossen gegen die liberale und nationale Bewegung zu Werke. Für die Turnvereine wurde dabei das ‚Gesetz vom 26.Februar 1850, die Versammlungen und Vereine betreffend‘ entscheidend, da es das Recht auf Vereinsbildung strikt einschränkte.
Besonders solchen, die sich mit „öffentlichen Angelegenheiten“ beschäftigen – uns das konnte sehr viel bedeuten – drohte bei Verstößen sie sofortige Auflösung. Und so geschah es auch :
Statuten und Satzungen
Noch bis gegen Ende des vergangenen Jahrhunderts stand unser Verein, wie andere auch, immer noch unter staatlicher Beaufsichtigung. Von Zeit zu Zeit mußten auf Anordnung des königlichen Bezirksamtes Verzeichnisse der politischen und nicht-politischen Vereine vorgelegt werden mit der Benennung des Vereinszweckes, des Namens und Charakters des jeweiligen Vorstandes, des Ortes und der Zeit der Versammlungen. Nicht zuletzt aus diesem Grunde kam es damals in unregelmäßigen Abständen zu mehreren Neufassungen unserer Statuten und Satzungen. Interessant sind die im folgenden abgebildeten Statuten von 1878 nebst Turnordnung aus dem Jahre 1868 sowie für Historiker der Hinweis, daß in Weilheim um die 70er Jahre des vergangenen Jahrhunderts vorübergehend sogar zwei Turnvereine bestanden haben, nämlich der TV und der Mt.T.V. (Männerturnverein).
Von der Gründung bis ins 20. Jahrhunder
Da nicht überall in Bayern ein so starkes Traditionsbewußtsein Forderungen nach Reform der Monarchie verhinderte, ging die bayerische Regierung nach Revolutionsende entschlossen gegen die liberale und nationale Bewegung zu Werke. Für die Turnvereine wurde dabei das ‚Gesetz vom 26.Februar 1850, die Versammlungen und Vereine betreffend‘ entscheidend, da es das Recht auf Vereinsbildung strikt einschränkte.
Besonders solchen, die sich mit „öffentlichen Angelegenheiten“ beschäftigen – uns das konnte sehr viel bedeuten – drohte bei Verstößen sie sofortige Auflösung. Und so geschah es auch :
TSV wurde immer größer
Mit der Reaktivierung nach den Jahren im Untergrund ging es mit dem Turnverein schnell, stetig und in vielerlei Hinsicht bergauf. Es wurden Turnkurse, Waldfeste, Tanzfeste, Faschingsveranstaltungen (siehe Foto der Insulanergruppe vom Turnerball 1883) abgehalten. Die Zeitung war voll von entsprechenden Ankündigungen und lobenden Berichten.
50. Jahre Stiftung
Am. 1. Januar 1892 fand eine Zählung der deutschen Turnerschaft statt. Die Zahl aller im Bereich von Deutschland und Deutsch-Österreich bestehenden Turnvereine war auf 5081 gestiegen. Davon gehörten 4519 zur deutschen Turnerschaft; sie verteilten sich auf 3841 Vereinsorte. Die Zahl der Vereinsangehörigen über 14 Jahre betrug in Deutschland 447 046 Turner. Unter der Leitung des Vorstandes Max Kleßinger, der nach Jakob Steigenberger (1862 – 1868), Oswald Weinhart (1868 – 1873), Johann Miller (1873), Benedikt Ferchl (1873 – 1876) und abermals Oswald Weinhart (1876 – 1880) im Jahre 1880 die Leitung des Vereins übernommen hatte, zählte dieser 26 ordentliche, 72 außerordentliche, fünf Ehrenmitglieder und zwölf Mitturner im Alter von 16 – 18 Jahren, Ende des vergangenen Jahrhunderts noch alle männlichen Geschlechts, wurden Zöglinge genannt.
Ein turnerisches Jahr war mit vielen verschiedenen Veranstaltungen ausgefüllt, zum Beispiel mit dem Anturnen im Frühjahr, mit regelmäßigem Turnunterricht, mit den beliebten und herrliche inszenierten Waldfesten am Gögerl, am Hechenberg oder am Brunnenhäuschen, dem Abturnen im Herbst, den Winterturnerkränzchen, regelmäßigen Vereinstanzkursen und Faschingsunterhaltungen. Hinzu kamen regelmäßige Ausflüge zu Nachbarvereinen, insbesondere nach München und Empfang auswärtiger Turnvereine (die stets mit Wetturnen verbunden waren), die obligate Teilnahme an Gau-, Bezirks- und Landesturnfesten und – als Höhepunkt – an den deutschen Turnfesten, etwa am deutschen Turnfest im Juli 1889 in München, an dem 24 Turner aus Weilheim und insgesamt rund 100 Turner aus dem Turngau Weilheim teilnahmen.
Vereinsjubiläum
Das 60jährige Vereinsjubiläum (ein 70. gab es wegen des Krieges nicht) wurde ebenfalls an drei Tagen durchgeführt, und zwar von Samstag, den 10. August, bis Montag, 12. August 1907. Auch diesmal gab es wieder einen von Musik begleiteten Festzug der Turner durch die geschmückte Stadt und zahlreiche sportliche Wettkämpfe (siehe Einladung und Festprogramm.
Von Weltkrieg zu Weltkrieg
Mehr als jemals zuvor und danach war die Geschichte des TSV Weilheim während der beiden Weltkriege und der Jahrzehnte dazwischen ein exaktes Spiegelbild der Geschichte des ganzen deutschen Volkes, der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Gegebenheiten und ihrer Wandlungen. Den im Vereinsarchiv erhalten gebliebenen schriftlichen und sonstigen Unterlagen ist eindrucksvoll zu entnehmen, wie auch innerhalb des Vereins der Bedrückung über den als ungerecht und schmachvoll empfundenen Ausgang des 1. Weltkrieges Epochen der ausgeprägten Lebensfreude, später der deutsch-nationalen Begeisterung (zu der die Turnvereine durch Leibesertüchtigung beizutragen sich verpflichtet fühlten), der Besorgnis über volkwirtschaftliche Miseren (was um die Zeit der Weltwirtschaftskrise zu einem starken Absinken der Mitgiederzahlen führte) folgten bis hin zur vereinspolitischen Gleichschaltung durch den Nationalsozialismus (wodurch zuletzt die früheren turnusmäßigen Vorstandswahlen in Wegfall kamen), zum völligen Stilstand jedes Vereinssportbetriebes gegen Ende des 2. Weltkrieges, zu der anschließenden gewaltigen Bevölkerungsumschichtung und den schwierigen Bemühungen um einen Neuanfang unter alliiertem Besatzungsrecht
Ein dritter Neubeginn nach dem Zusammenbruch 1945
Der Vereinssportbetrieb war schon im letzten Kriegsjahr vollständig zum Erliegen gekommen. Der totale Zusammenbruch im Frühjahr 1945 bedeutete in Deutschland für alle Lebensbereiche die Stunde Null. Die Menschen, Einheimische wie die zahlreichen Heimatvertriebenen, kamen im alltäglichen Kampf ums Überleben nicht dazu, an die schönen Dinge des Lebens zu denken. Einem geregelten Sport- und Spielbetrieb standen zunächst auch andere tatsächliche und rechtliche Hindernisse im Weg. So diente das Weilheimer Stadiongelände zeitweilig alls Abstellplatz für schweres alliertes Kampfgerät, zeitweise auch als Heim-Schrebergartengelände für die hungernde Bevölkerung. Die Turnhalle der Oberschule (früher Realschul-Pensionat) war mit Flüchtlingen belegt.
Das Größenwachstum unseres Vereins in diesem Zeitraum, noch mehr aber die auch über die Grenzen unserer Stadt und unserer engeren Heimat hinaus vielfach und kompetent anerkannte Zunahme seiner sportlichen und gesellschaftlichen Bedeutung scheinen nicht allein in dem allgemeinen Aufschwung begründet zu sein, den das deutsche Volk nach dem Zusammenbruch in allen Lebensbereichen erlebte, so daß auch der TSV Weilheim bloß im allgemeinen Fahrwasser mitgeschwommen wäre.
Zotzenmühlweg Sportgelände
Der vorbildlichen Unterstützung durch den Landkreis und vor allem durch die Stadt Weilheim ist es auch zu verdanken, daß der TSV das größte Werk seiner bisherigen Vereinsgeschichte zu einem guten Ende bringen konnte. Im Jahre 1983 nahm die Vorstandschaft die detaillierte Planung für den Bau eines großen modernen Vereinsheimes im Stadion an der Pollinger Straße auf.
140. Gründungsfest 1987
Das Größenwachstum unseres Vereins in diesem Zeitraum, noch mehr aber die auch über die Grenzen unserer Stadt und unserer engeren Heimat hinaus vielfach und kompetent anerkannte Zunahme seiner sportlichen und gesellschaftlichen Bedeutung scheinen nicht allein in dem allgemeinen Aufschwung begründet zu sein, den das deutsche Volk nach dem Zusammenbruch in allen Lebensbereichen erlebte, so daß auch der TSV Weilheim bloß im allgemeinen Fahrwasser mitgeschwommen wäre.